Also vor einiger Zeit, an einem verregneten Abend, saß ich gedankenverloren am Tisch. Es dunkelte schon. Vielleicht hat jemand schon einmal „Die Ufer des Orinoko“, wie sie in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts von Otto Biesenhacker gemalt worden sind, entweder in Leipzig, wo das riesige Bild im Eingang einer großen sächsischen Tabakfabrik gehangen hat, oder auf einer der zahlreichen Zigaretten-Reklamen gesehen. In meiner Kindheit hingen Plakate davon in jedem Tabakgeschäft. Ganz ähnlich wie dieses Bild muß man sich meine innere Landschaft denken. Ich fand den Flußlauf noch immer in ähnlicher Weise umsäumt von Blättern, Lianen, Blüten und glänzenden Früchten, die ein wenig an Birnen erinnern.
Nach und nach begann ich, kaleidoskopisch geübt, nach dem Gesetz der vereinigten Gegensätze in zuckenden Schritten ins ferne Sibirien aufzubrechen. Ich war auf der inneren Jagd nach höchst subtilen Vermischungen.
Ohne die Stimmung paradiesischer Einsamkeit grundsätzlich aufzugeben, entfernte ich mich von einem Zerfall exotischer Eindrücke zum andern, zuerst von den goldenen Früchten, dann von den roten Blüten, den schwebenden Blättern und schließlich auch noch vom Gewimmel der scheußlichen Affen.
Dabei streute die geistige Hand, in diesem Fall war es die linke (man muss vorher über eine Art von Generalstab verfügen), unablässig Massen von „Schnee“ (gewöhnlichem Küchensalz) vor die Kettengebirge der Bergkristalle, die in meiner Manier als „steinerne Lichter im deutschen Zimmer“ herumstehen. Zugleich blieb ich beharrlich am Orinoko, wenn auch mit ungemein winterlichen Gefühlen.