Bei der Kunst, die ich hier vertrete, zieht sich oft der gestelzte Ausdruck der Güte auf die Spiegel jener Teller zurück, die man in der Messe Patenen nennt und von denen die Götter erwartungsgemäß ihre Speisen rauben. Mir dienen sie bloß als glänzend polierte Paletten, denn meine Arbeit, bis auf ein einziges Mal, raubt ja gewöhnlich kein Gott.
So begegnete einmal ein Priester mit seinem allerdings sehr gründlich in Blau untermalten Gesicht noch unter meinem Pinsel jener Realpräsenz des höchsten verzehrenden Wesens, das überhaupt nur durch Kunst zu sättigen ist. Ein einziger schmelzender Hieb aus fettem Öl war damals offenbar imstande, der Allgöttlichen Gegenwart, einsam auf der Patene, ein Mittagsmahl zu bereiten, und der Priester, von schwuler Gesinnung, flog ohne Sühne hinauf in den siebenten Himmel. Er wird es mir danken.
Aber manche Männer des Geistes zwingen gewaltsam ihr eigenes, soeben erst halb vom Pinsel gefülltes Gesicht anachoretisch verwirrt in die Höhlen der eigenen Knochen. Man hat sie, man weiß nicht warum..., am Leben oder am Tode beleidigt. Tief in der Stille ihrer ersehnten Thebäis steht dann der Rest ihres Hauptes leuchtend und weiß, zum Ärger des Malers, wie ein angefressener Kreidefelsen am Meer. Dieser Anblick mag anderen Anachoreten Freude gewähren, denn sie haben gar keinen Geschmack und nutzen den durchlöcherten Kopf als mahnende Orgel, wenn er den halb erloschenen Winden dieses gelähmten Gebirges ein letztes trostloses Pfeifen gewährt. Manchmal, mag sein, auch dem Zephir, wenn er in Rundung und Ruhe die Einsamkeit blasend durchwühlt. Es ist die Fleischlosigkeit der Erlösung, die einer solchen Landschaft zuweilen den letzten Abglanz griechischer Macht verleiht.
Oh du stiller, beinerner Fels, mißlungen erschaffen durch meinen unglücklichen Pinsel des Namens „Flattervogel“, von dem ich mich trotzdem nicht trennen kann, selbst wenn die Borsten schon abgewetzt sind.