Die Erfahrung einer Kultur in Trümmern, der falschen Tabula rasa des Kriegsendes, auf der sich rasch die imposante Architektur der »rheinischen Merkantilrepublik« (Mersmann) erhebt, dieser in den Fallgruben eines mimetischen Weltverhältnisses sich verfangende Versuch, alles richtig zu machen und ›die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden‹, wie es allzu summarisch in der offiziellen Verlautbarungssprache heißt, ist unter denen, die sich der Kunst in dieser Epoche darbieten, die umfassendste, und Mersmann darf ohne Zweifel als einer der Künstler gelten, die sich ihrer ohne Wenn und Aber annehmen. Ohne Wenn und Aber – soll heißen, ohne den Versuch, an ›unbeschädigte‹ Traditionslinien anzuknüpfen, um dort weiterzumachen, wo man durch Verbot und Expatriierung in Verzug geraten ist. Es ist unmöglich, sich dieser Aufgabe unbefangen zu nähern. Möglich ist es, sich ihrer arglos anzunehmen, ohne das Bedürfnis nach persönlicher oder nationaler Exkulpation, ohne das fatale Bedürfnis, ›endlich‹ auf der richtigen Seite zu stehen, ohne fürchten zu müssen, durch die Gewalt der Ereignisse eines Besseren belehrt zu werden. In diesem Zusammenhang lässt ein Satz hellhörig werden, den Mersmann niederschreibt, nachdem der Zwiespalt sichtbar geworden ist, in den sich die Kunst auf dem Wege der ›Aufarbeitung‹ hineinbewegt:
Unter den Arglosen zählt Mersmann zu denjenigen, die die Notwendigkeit, arglos zu sein, am genauesten begreifen. Andere, in ihrer Art ebenfalls Arglose, die sich frei von persönlicher und familiärer Verstrickung fühlen, gehen weg: der Topos der Langeweile – des ennui angesichts der deutschen Depression –, führt auf ihre Spur. Wer bleibt oder zurückgeht, dem macht alsbald, neben den Widrigkeiten, die aus dem Gerangel um die besten Plätze entstehen, die Fronde derer zu schaffen, die, gemäß dem noch immer nachwirkenden Adorno-Motto, nach Auschwitz sei alle Kultur Müll, die realen Verbrechen der Nation und der Epoche dem Sündenbock Kultur – und mit ihr, unterschiedslos, der Kunst aufladen.