Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [18]

Wir Manieristen


Aber es gibt auch unwillige Söhne. Sie lehnen sich mit dem Rücken gegen ein langes Gitter, das sie nur alleine sehen, und geben sich Zeichen, von denen die geringfügigsten schon im Stande sind, Tiere von der Qualität ineinander verstrickter Löwen oder Krokodile zum Aufspringen zu bewegen.
Paul Mersmann

Die erste Etappe des Abschieds vom Synkretismus folgt dem Muster des Aufruhrs: der Auflehnung des Sohnes gegen den Vater, des ästhetischen Protestes gegen den Protest der Ästheten, die keine mehr sein wollten – um keinen Preis oder doch nur um einen geringen. Wer im Nachkrieg etwas gelten will, muss sich damit auseinandersetzen. Weder die durch den Gang der Ereignisse offenkundig gewordene politische Ohnmacht der Kunst noch ihre aus vergangenen Omnipotenz-Phantasien heraus vollzogene Selbstamputation hat ihre Exponenten davor bewahrt, die politisch-ästhetische Invalidenrente zu kassieren, die durch die Niederlage des Feindes greifbar geworden ist. Wer vom Sohn redet, muss also – wohl oder übel – vom Vater reden. Die christologische Sicht der Dinge wird von der vaterlosen Gesellschaft nur insoweit ausgehebelt, als das Schweigen über den Sohn das Schweigen über den Vater beredt macht.