Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [42]

Scheinkanonen


Das große Theater von Oklahoma ruft euch! Es ruft nur heute, nur einmal! Wer jetzt die Gelegenheit versäumt, versäumt sie für immer! Wer an seine Zukunft denkt, gehört zu uns! Jeder ist willkommen! Wer Künstler werden will, melde sich! Wir sind das Theater, das jeden brauchen kann, jeden an seinem Ort! Wer sich für uns entschieden hat, den beglückwünschen wir gleich hier! Aber beeilt euch, damit ihr bis Mitternacht vorgelassen werdet! Um zwölf Uhr wird alles geschlossen und nicht mehr geöffnet! Verflucht sei, wer uns nicht glaubt!
Franz Kafka

Was hat es dann mit der ›göttlichen Marmelade‹ Chiricos auf sich, diesem ›Verzweiflungsausbruch vor der Barbarei des magischen Fetischismus‹? Rechtfertigt das kurze Gedächtnis der zeitgenössischen Malerei einen solchen Ausbruch? Steht es dem Künstler nicht frei, sich zu entwickeln? Welche bestehende oder neu sich formierende Richtung kann den ›göttlichen Chirico‹, den ›bedeutendsten Maler Italiens im zwanzigsten Jahrhundert‹ in ein Prokrustesbett zwingen? Und welche Macht nötigt Mersmann, ihm auf seinem Kurs zu folgen? Solche Fragen mit Hinweisen auf Sujets und eine ›barocke‹, also vormoderne Malweise abzufertigen, ist lächerlich.