Warum de Chirico? Will man ehrlich sein, so gibt weder der 1920 angemahnte Ritorno al mestiere noch der in Deutschland veröffentlichte Aufsatz über die Diktatur der modernen Kunst von 1949 hinreichend Grund, ihn zum Renegaten zu stempeln. Wer fair bleiben möchte, betrachtet Fragen der Kunst als jederzeit im Fluss befindlich und lässt das Recht des einzelnen Künstlers unangetastet, sich in ihm zu positionieren. Es gehört, wenn nicht zur Strategie, so zu den unveräußerlichen Vorrechten der Moderne, sich abfällig über sie zu äußern. De Chirico hat von diesem Recht nicht mehr als andere Gebrauch gemacht. Das an ihm statuierte Exempel hat Gründe, die außerhalb des Gesagten liegen. Man sollte sie, um abkürzend die Sprache der sechziger und siebziger Jahre zu benützen, in der kryptofaschistischen Verhärtung der ästhetischen Fronten zwischen 1930 und 1960 suchen – das Femegericht der Modernen, dessen Bannstrahl das Idol der Surrealisten traf, lange nachdem es sich mit ihnen überworfen hatte, tagte im Verborgenen und es fällte sein Urteil aus Gründen, die nicht publiziert wurden.