Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [6]

Was zeigt dieses Bild? Wen zeigt dieses Bild? Es zeigt den Künstler: die Intuition ist schlagend und geht nicht mehr weg. Er steht dem Betrachter gegenüber, er blickt ihm ins Gesicht. Er ist blind. Die Augen sind helle Flecken, im Hals steckt ein Messer, knapp über dem Schlüsselbein, nahe der Aorta. Man kann an dem Bild vorbeigehen, wie man an jedem Bild vorbeigehen kann, ohne es zu bemerken. Einen harten und gleichgültigen, auf Termine fixierten Journalismus scheren solche Effekte nicht. Dieser Termin liegt in der Zukunft, den Job werden andere machen. Die Aufmerksamkeit, die es erregt, folgt eigenen Linien, sie ist ohne Wiedergeburt nicht zu haben. Auch sie vollzieht sich nicht jenseits von Zeit und Raum, sie bleibt eine Sache unter Zeitgenossen. Es ist der immer wieder befingerte Rosenkranz der Moderne, die stets anwesende Frage nach Tod und ritueller Auferstehung dieser ›Figur‹, die das Reflexionsvermögen der Künstler und ihrer Interpreten und letztlich den in ihnen aufblitzenden Gang der Künste herausfordert.