Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [76]

Die Machtfrage ist also entschieden, abgegolten im Sinne jener Zwei-Welten-Lehre der Kunst, die bereits in Baudelaires Albatros eine sinnfällige Metapher gefunden hatte, beglaubigt durch Klingemanns Nachtwachen des Bonaventura wie durch Lautréamonts Maldoror oder Mersmanns Fürsten der Finsternis. Der Wert dieser Kunst liegt in der Abtrünnigkeit vom Wert, der – unter marktstrategischen Gesichtspunkten – Nullität ihres Beginnens, ohne dass sie der Durchstreichung bedürfte, durch deren Gitter das Durchgestrichene tiefe Blicke auf die Vorübergehenden wirft, oder der augenzwinkernden Inszenierungen eines Banksy. Man kommt ihm näher, wenn man gewahrt, wie das melancholische Personal auf den Abzugsröhren der Marburger Mensa dem Theater der Alltäglichkeit beiwohnt – sicher aufgehoben in der Abwesenheit derer, die hungern und gespeist werden wollen, hin und wieder gestreift von gleichgültigen oder befremdeten oder ebenso interessierten wie ahnungslosen Blicken. Es sind mehr oder weniger ortsfeste Bewohner der Blicklosigkeit wie des pulsierend sich füllenden und wieder leerenden Raumes. Eine Malerei, die dem Mythos der wissenschaftsfundierten Moderne auf ihrem Gebiet als einer terroristischen Gestalt ihrer selbst entgegentritt und ihn zu Aussagen nötigt wie der:

»Man sah noch lange, wenn ein einziger Strahl der Sonne dieses reine Gebäude aus der Atemluft 400 schwer keuchender Mönche durchstieß, Räume und Treppen von großer Pracht«

– eine solche Malerei musste einmal erfunden werden, weil es sie immer schon gibt.