Im Zeitalter der unbegrenzten Bildbearbeitung wirkt diese Unterscheidung unbedeutend. Viele halten sie für peripher, ja ärgerlich. Aber das nimmt ihr nichts von ihrem historischen Recht. Nicht die Fotomontagen eines Man Ray, sondern die Fotoreportagen der Illustrierten sind die Antipoden des Manierismus: Bilder, die ›um die Welt gehen‹, die Menschen erregen und erregen sollen, ›aufwühlen‹, wie die zeitgemäße Vokabel lautet. Die ersten Bilder aus Bergen-Belsen, aus dem untergegangenen Hiroshima, aus den Trümmerwüsten Mitteleuropas sind die zweite Geburtsurkunde der Fotografie, sie begründen ihren dokumentarischen Nimbus und die Art des Schreckens, für den sie stehen und dessen Schatten sich in jede Reportage mischen, selbst dort noch, wo die Bilder von frenetischer Lebensfreude Kunde zu geben behaupten.