Jener Neubeginn, nach dem die konstruktivistische Moderne sich streckte, verträgt die Tabula rasa in Wahrheit nur schlecht. Er wird zur Reprise. So entstehen die leeren, als modern deklarierten Fassaden, die überlebensnotwendigen, den ästhetischen Sinn dauerhaft beleidigenden ›Wohnsiedlungen‹, gefolgt von den ›Silos‹ und ›Containern‹, deren Purismus so unrein daherkommt wie die Frömmigkeit eines Pädophilen. Fast vierzig Jahre dauert es, bis man wieder anfängt zu bauen, wenn darunter der freie Umgang mit Materialien, Formen und Konzepten verstanden wird und nicht der klamme Vollzug von etwas, das zu anderen Zeiten und unter anderen Bedingungen vorgedacht worden ist. Diese innere Sprachlosigkeit der Nachkriegsjahre macht auch vor den anderen Formen der Kunst nicht Halt. Man findet sie in der Malerei, man findet sie in der Literatur, am wenigsten vielleicht in der Musik. Die Kunst der kargen Gemütszustände und der harten Hand spricht von Erfahrungen, die sie verschweigt, sie redet von Dingen, über die sie Bescheid weiß, weil sie gelernt hat. Das öffentliche Gelernthaben, das Nachsitzen in den Gefilden der Spontaneität entfremdet sie der Gegenwart und fügt sie ihr sprechend ein.