Nun traten aber doch, wenn inzwischen auch unerwartet, hinter einer Wegbiegung die ersten Scheunen und Häuser von Nörmenschockstein hervor. Ein Ort wie das Wort, halb ein Schrecken, halb ein Vergessen, von Bergwässern nass und grau wie Stein. Ein wahres Nichts mit geringen Grenzen gegen Gebirge und Wiesen. Es war von ehemaligen Dienern und Knechten von oben herab aus den Mauern von Graganz Stück für Stück aufgebaut, ein gestohlener Flecken, ein verlorener Ausdruck sinnloser Widersetzlichkeit, Ergebnis einer unbekannten Palastrevolte in geschichtsloser Einsamkeit.
Jetzt war der Ort ein winziger Flecken aus Pfützen und fauligem Stroh und zu beider Verwunderung lag er unter den schrägen Augen zweier mächtiger Eisentüren im Mauerwerk, die eine größer, die andere kleiner. Beide standen jedoch, aus Gründen zerfallenden Alters und Rostes, zur Hälfte offen.
Eine kleine Frauensperson schöpfte hier mitten auf sumpfigem Grund aus einem ummauerten Loch mehrmals ein wenig Wasser, und so als wollte sie es vor dem Benutzen noch einmal reinigen, goss sie es nach einem misstrauischen Blick sogleich in hohem Bogen wieder zurück in den alten, in Rinnsalen verlaufenden Straßengraben. Die Steine der ehemaligen Umrandung lagen bemoost in braunen und grünlichen Farben im Dreck. Gefährdete Kinder schien es hier nicht zu geben, auch wenn inzwischen eines aus einer der umliegenden Häuserhöhlen zu weinen begann. Es konnte aber auch eine klagende Ziege sein. Die beiden grüßten die Frau, aber sie gab außer den wenig gewinnenenen Worten: »No...wanns da aufi wollen, dann is es für mi scho a Glück«, keine richtige Antwort. Dabei zeigte sie ihre hässlichen Zähne und lächelte über ihre scheinbar für witzig gehaltene Bemerkung zur Mauer hinauf.