Paul Mersmann: Die Bilder (6)

Dort ist es so dunkel wie in manchen Gebieten des Faust, wo gewaltige Schattengewölbe die Antike Goethes bedecken. Man könnte von erfundenen Erinnerungen sprechen. Sie sind sonnenlos, wenn auch nicht ohne Licht. Diese Lemuren verehren den Kopf des Wächters. Sie drängen sich zu ihm, ohne allerdings eine letzte Grenze übersteigen zu können. Sie bilden zugleich eine Rotte. Das kleine Schiff mit der gerupften Ente steht in seiner Selbständigkeit höher als diese Steine. Es ist dafür auch einsamer.

Dieses ganze Gebiet, diese ›Insel‹ ist kälter. Andere Ströme der Vergangenheit sollen durch die Anregung des schöpferischen Gedächtnisses das Neue bewirken. Dieses Neue entsteht hier, anders als bei Bildern, die äußerlich neu wirken, aber keinen tragenden Strom mit sich führen, durch eine gestützte Betrachtung, der sich nach vorne hin ein Gewünschtes und Gehofftes als spekulative Erkenntnis offenbart.

Alle diese Bilder hier haben hinter sich eine solche treibende historische Kraft. Durch sie kann der Betrachter so blicken, wie die Bilder blicken. Sie sind es, die dem Zukünftigen oder dem Unbekannten entgegenschauen. Haben wir die Bilder von uns aus, von unserem Lebensbezirk aus erst einmal erreicht und betreten, so müssen wir uns von ihnen forttragen lassen. Daher ist es wichtig, sie nach der Beendigung, wenn der Maler beiseitetritt, auf ihren tragenden Grund hin, der aus der Vergangenheit, aus Deutungen und Anlagen der Vergangenheit kommt, zu untersuchen. Die Tradition ist auf diese Weise begriffen, kein konservatives Verharren, das sich den Bewegungen in der Zeit entzieht, sondern ein belebtes Fundament, von dem aus das Bild den Anstoß und den Schwung, in eine bestimmte Richtung ins Neue hinaus zu blicken, erhält.

Verleugnet man das Eine, nämlich den Eintritt in ein Übermenschliches, so ist auch der richtungweisende Grund nicht zu betreten, die Richtung, mit den Bildern ins Neue hinaus zu blicken, nie zu erlangen. Das Bild, das diesen Prozess als das von Bidern kommende Leben, als die Lebensform der Bilder, nicht hervorrufen kann, bleibt nur ein Ding, eine Sache, ein die Welt der Sachen und Dinge vermehrendes blindes Objekt, mit dem man irgend etwas machen kann, bestenfalls ein Zierstück.