Man sieht auf dem Weg zur bunten Insel ein französisches Gitter aus Binsen. An ihm weht eine Freiheitsfahne. Sie hat noch kein Wappen, es ist nur eine Anlage, die Vordeutung eines Wappens darauf, ein gemaltes Etwas der Poesie und des Mutes. Man könnte meinen, es fiele einmal jemandem angesichts dieses Vorzeichens wie Schuppen von den Augen. Meines Wissens nach kommt die Darlegung eines solchen Zeichens, das wahrhaftig ein gefangener Proteus ist, in den übrigen Malereien nicht wieder vor. Nach dem Kopf des Wächters im Stein beginnt eine Wirrnis der bunten Insel. Felsen und Pflanzennatur vereinigen sich. Der Baumstamm mit seinen Zweigen ist felsvermischt. Ein paar blattförmige Goldmünzen entwachsen zur linken Seite dem Stein. Sie sollen auf ihre Weise, als Gedenkmünzen italienischer Prägung, an Mantegna und Signorelli erinnern. Die Enten und ihre Eier bewohnen den Ort als Zierde. Sie wurden prächtig angesiedelt und dienen der gewünschten Vermischung der Felsen und Pflanzen, des Ölbaum-Lorbeers und des feurigen Marmors.
Die gedämpfte Glut des Ortes verdankt der Terra di Pozzuoli viel. Die vulkanische Macht dieser Farbe ist nicht zu verleugnen. Adern durchziehen den Stein und schaffen etwas dem Fleisch Verwandtes, das mich während so mancher Felspartie an die herrlichen Verse aus Novalis’ Hymnen an die Nacht gebunden hat, in denen es heißt:
Oh wenn das Weltmeer schon sich rötete
und in rosiges Fleisch aufquölle der Fels.
Im Vordergrund läuft das Kind. Es trägt ein Gefäß, das der Hütung bedarf, denn es ist eine Flamme darin, die auslöschen könnte. Die Form des Reliquariums lässt auf das frühe achtzehnte Jahrhundert schließen. Es könnte aus Süddeutschland stammen. Die- ses Kind befindet sich nicht auf der Flucht, sondern gleich Hermes in der zu seiner Botschaft gehörenden Bewegung, die symbolisch zu verstehen ist. Es eilt, wie der be- rühmte Hermes auf der Weltkugel, ohne sich zu entfernen. Wo man es auch sähe, es würde ruhend in Eile sein. Es ist auch ein Bild der Hoffnung, die keinen Ort hat, sondern immer miteilt, wie eine neben dem Zugfenster mitfliegende, immer gleiche Landschaft.
Das Reliquarium ist zugleich ein Topf mit Speise, die dem Kind gehört. ›Das Licht der Stuben‹ könnte diese Speise heißen, in Erinnerung an das Bauernhaus, das in Achim von Arnims Die Kronenwächter als etwas Winterliches und tief Träumerisches den Rei- senden und suchenden Helden am Fuße des Schlosses aufnimmt. Hinter dem Kind, zwischen Büschen, liegt eine gestürzte Halbgestalt. Sie scheint, als gefallener junger Soldat, zugleich Grabmal und Denkmal zu sein – eine traurige und vergessene Episode aus den Briefen einer einstmals erschütterten Familie. Die Patronenkiste und der Hut eines amerikanischen Soldaten des Ersten Weltkriegs beschwören etwas vom Geist der Südstaaten.