Das ist der Fürst der Finsternis, wie Mersmann ihn sieht und beschreibt. Ein paar Jahre später nennt er die Wände der neuen Museen, die gebaut werden, um die von de Chirico verachtete und von ihm als existentielle Bedrohung empfundene Kunst ›zur Geltung‹ zu bringen, »hysterische Albinos, die jederzeit auch auf Bilder verzichten könnten«. Der Fetischismus der Objekte tritt dort ein, wo die Aufnahmebereitschaft fehlt, deren die Kunst bedarf, die Fähigkeit, zurückzutreten vor der Präsenz der Werke und nicht immerfort ›Entwicklung‹ und ›Aktion‹ zu murmeln. Wenn Mersmann von de Chirico das Konzept der fetten Malerei übernimmt (die ›göttliche Marmelade‹), dann übernimmt er von ihm im gleichen Zug auch die Verzweiflung angesichts der Empfindungslosigkeit des zeitgenössischen Publikums, das es vorzieht, in den malerischen Exzessen Tizians traditionelle Malerei zu erblicken, wenn es überhaupt hinsieht. Natürlich ist die Malerei eines Tizian oder da Vinci sakrosankt, weil sie Geschichte ist – ein Witz, ein Widerspruch, den Duchamps schnurrbärtige Mona Lisa anspielungsreich und ahnungslos bebildert. Eine Kunst im Entstehen – so die etwas irre Logik, die dem Besucher aus einer Vielzahl von Museumsprospekten und Kunstdarstellungen entgegenblickt – ist dann legitim, wenn sie sich an den Faden der historischen Entwicklung hängen lässt, wenn sie im Moment ihres Entstehens bereits Geschichte ist: ein probates Konzept, wenn es darum geht, öffentliche Räume zu okkupieren und das knappe Gut Aufmerksamkeit dorthin zu lenken, wo die Interessen der Macher sich bündeln, in der Sache allerdings ebenso irreal wie der in den achtziger Jahren ergebnislos abgebrochene Versuch des realen Sozialismus, sich der Menschheitsgeschichte zu bemächtigen und mit ihr davonzugehen.