Auch Kunst will leben, und sei es zu ihrem Ruin. Aber selbst dann ist die Reprise nicht das Erste. So gesehen, ist auch der Byzantinismus des Neuen mehr als bloße Positionierung. Allerdings verdankt er seine ästhetische Legitimität einem Sehen, das mehr mit einem hinfällig gewordenen Verdikt als mit dem beharrlichen Fortgang der Künste zu tun hat. So wie das lauthals angeprangerte Bilderverbot eine Phrase mit Folgen bleibt, solange man sich nicht darüber verständigt hat, was aus welchen Gründen nicht gezeigt werden darf, so kursiert das machtvoll geleugnete Verbot des Machens, als handle es sich um schiere Selbstverständlichkeiten. Ein anhängig gewordener ästhetischer Sinn behauptet laut und deutlich, dass es so nicht geht, und der hinterhertrabende Biedersinn ist um Begründungen niemals verlegen. Der Donquijotismus kommt ohne Sancho Pansa nicht aus. Abgesehen davon, dass er nicht wüsste, wohin er nächtens sein Haupt betten sollte, müsste ihn sein Selbstgespräch aufs Tiefste beunruhigen, gäbe es diese einfachen Gemüter nicht, in denen es sich wie in einer Glasscherbe oder einer Pfütze spiegelt. In der Regel reicht das, um als Reflektiertheit zu gelten – die Kommunikation mit den Massen, mit dem allgemeinen Problembewusstsein, mit den ›Fragen der Zeit‹. Die Zeit stellt Anforderungen und die Kunst geht auf sie ein, so wie ein Lieferant von Kettenfahrzeugen die Einsatzbedingungen bedenken muss, unter denen sie funktionieren sollen. »Wie weit ist es nach Cordoba?« – »Wo schlafen wir heute nacht?« Solche Fragen beschäftigen Don Quijote unausgesetzt, wenngleich nicht wirklich. Aus diesem Grund verlangt er, dass Sancho Pansa sie statt seiner beantwortet. Der künstlerische Produzent will nicht ernsthaft wissen, wie weit sein Atem reicht. Dafür verlangt er gebieterisch anzukommen – was denn sonst? Die Kunstraupe verfügt, wie jedermann weiß, über eine begrenzte Reichweite. Innerhalb dieses Kreises muss sie alles können, was die Kundschaft von ihr verlangt. Geheime Botschaften? Aber sicher! Enträtselte Welten? Kein Problem! Brot für die Armen? Wir geben euch Farbe! Freiheit? Die Syntax ist tot. Komplexe Synthesen? We can make it cohere. Das macht doch alles keinen Sinn? Lasst uns den Unsinn sinnfällig machen. Und so weiter, und so fort – alles Losungen, mit denen sich Sancho Pansa zur Stelle meldet: Wer zahlt, schafft an.