Paul Mersmann: Kunst und Raub [15]

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Was ist dem Halbtier, mitten im Zustand verlorener Instinkte, noch Zukunft in der Natur? Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen, es ist jene Natur gemeint, die wir uns einbilden, ohne den Umweg über die Schöpfertat Gottes vor uns zu sehen. Es ist die Natur der modernen Barbaren, der technischen Jäger, Bauern und Räuber, mit einem Wort, die Natur der Wissenschaften gemeint. In diese Natur als vermeintliche Herren zu bohren, zu teilen, zu stechen und nötigenfalls auch zu brennen, heißt nicht, in sie zurückzukehren. Es bedeutet, sie über die Mittel des Verstandes als fremde Eroberer zu besitzen. Die Wissenschaft ist zur Phalanx einer Weltbesatzung geworden, deren Mordtaten nicht an Völkern, sondern »Stoffen« vollzogen werden. Aber kein Motor, der nicht kreischt, kein Produkt, das nicht stinkt und vergiftet. Im Hintergrund steht das Fußvolk der Technokraten: wie Sklaven in unsichtbaren Schranken kollektiver Denkverbote, durch ein Heer von Fürsprechern entmündigt, empfängt es Speise, Trank und vor allen Dingen Gesundheit und Tagesschau aus den Händen seiner forschenden Geistesriesen. Aber bis die Wissenschaft über den wohlgeordneten Tod aller Dinge »alles weiß«, ist die Welt schon lange zugrunde gerichtet. Wissenschaft kann nichts erlösen, aber alles zerstören. Darin liegt ihre Eitelkeit und ihr kindischer Anspruch.