Das Werk des Johannes trägt durch und durch surreale Züge. Das
Lamm Gottes wirkt als goldenes Werk und Idol mit Blut aus Rubinen.
Ein frühes gotisches Bild aus den Zeiten van Eycks taucht vor uns
auf.
Wenn die erste Schöpfung über alle Erfolge von Wissenschaft und
Technik hinaus bis heute eine landwirtschaftlich, fast tierisch
begründete Qualexistenz gestiftet hat, überwindet die Kunst, zwar
als schöner Schein auch immer wieder verworfen, in tausenden neuen
Stilen den Fluch des Schöpfergottes. Jeder Kunstgegenstand hat, wie
in der Apokalypse deutlich erkannt, im Rücken die Feuer der
Weltvernichtung und die goldene Stadt aus Edelsteinen vor
Augen.
So hat es bereits Johannes gesehen. Zornbebend spricht der
göttliche Landwirt von Zauberern und von Götzendienern, die er in
bürgerlicher Verachtung in den Pfuhl des Verderbens gestürzt hat,
obwohl er allein nur von ihnen diese goldene Stadt je hätte
empfangen können. In der Offenbarung des ersten und größten
Surrealisten des Abendlandes findet die Kunst unter Gold,
Edelsteinen und Christus als Agnus dei den poetischen
Widerstand gegen eine grausam verfluchte Natur, als wäre die
köstliche Stadt unter Rudolph II. in Prag entstanden. Es bleibt
erstaunlich, dass im Grünen Gewölbe in Dresden kein solcher Entwurf
aus Dinglingers Händen zu finden ist. Johannes auf Patmos wagt es,
der naturstiftenden Genesis eine zweite, völlig künstliche
Schöpfung entgegen zu stellen. Im großen Bruch zwischen Gott und
seinen Geschöpfen lässt er den Rest dieser alten Welt im Schall von
Posaunen, unter den Hufen grässlich entstellter Rosse, von Kugeln
geleitet, zertrümmern. Welche Engel, welche Rosse, welch ein Gott,
aber auch welche ewige Wahrheit gegenüber der Kunst.