»… in its dilapidation the city helps the illusion. Its ruined houses, which no one thinks of repairing …«
Die Nacht gibt nur direkt beleuchtete Szenerien frei. Und daran fehlt es ja nicht: Rund um den Kopf herum müsste man Augen haben, um alle Bewegungen, Drolerien und Absonderlichkeiten des Kairoer Straßenlebens gleichzeitig zu erfassen. Kaum wendet man sich den Männern – perfekte Mimen ihres Genres – in einem Straßencafé oder einem Laden zu, hebt im Rücken ein raffiniertes Streitgespräch zwischen einem Autofahrer und einem Eselskarrenbesitzer an über das Für und Wider des Befahrens von Einbahnstraßen in Gegenrichtung oder über die verschiedenen Techniken des Ausweichens. Noch ganz gefangen von den Sophistereien und der Kunst der Argumentation, je nach Gesprächslage bald das Absurde streifend, dann wieder in gewaltigen Bilderbergen kumulierend, wird man durch eine jäh aufgackernde Frauenstimme in der Höhe abgelenkt, die im Dunkeln, irgendwo darüber noch, in einem Weibergelächter ihr Echo findet. Einige Schritte weiter, wir sind aus dem Lichtkegel der Szene herausgetreten, führt die Gasse uns ins Dunkle und in die Stille. An einer Ecke, halb sitzend, halb liegend, eingehüllt in eine löcherige Decke, hebt ein Bettler, ein Versehrter, irgendein elender, armer Teufel, sein Gesicht zu mir auf. Er lächelt mich still an. Ich habe ihm nichts gegeben, bin fast schon vorbei, bevor ich ihn bemerke; und dieser Mensch lächelt dem Fremden aus seiner Einsamkeit im Dreck der Gosse zu.