Gedanken zur Stadt
Zu den größten zivilisatorischen Errungenschaften der Menschheit gehört die Stadt. Weltweit ist sie zur gleichen Zeit entstanden. Ihr Wesen ist die Verdichtung urbaner Bedürfnisse, die entsprechend den physischen Raum erzeugen. Wachsen, Anpassen, Verändern, Abschaffen und Ergänzen gehören zu ihrem Alltag. Ihre Wandlungsfähigkeit resultiert aus den Bedingungen, die sie für Entfaltung und Kreativität braucht. Sie greift das Neue und das Andre auf und bleibt zugleich ein Unikat. Sie ist ein Sehnsuchtsort individueller Utopien und Anziehungspunkt für alle, die die Gestaltung ihres Lebens in die eigenen Hände nehmen. Somit ist sie für den Einzelnen ein Ort der Freiheit, des kulturellen Austauschs, der individuellen Entfaltungsmöglichkeit, der Bildung und der Selbstverwirklichung und Ort für verschiedenste Optionen der persönlichen Lebensführung. Die Stadt ist Ort des Experiments und Marktplatz der Möglichkeiten für den Einzelnen wie für Gruppen von Menschen, die sich immer wieder neu zusammenfinden und erfinden müssen. Sie ist aber auch Ort von Konflikten, von Bedrohung und Existenzangst, des Scheiterns und Verlierens, der Vereinzelung und Ausgeschlossenheit.
Beides manifestiert sich in der baulichen Struktur einer Stadt: die Boulevards, Opernhäuser, Theater, Kinos, Einkaufszentren, Bürgerhäuser etc. gehören ebenso dazu wie die Hinterhöfe und Armenviertel, der Müll und der Dreck. Diese Schattenseiten ändern aber nichts daran, dass der Lebensraum Stadt sich als Modell weltweit durchgesetzt hat. Selbst die Existenz in einem Slum scheint Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten.