Gertraud Sommer: Zeng Mi
Zeng Mi wurde 1935 in der südostchinesischen Küstenstadt Fuzhou (Provinz Fujian) geboren. Er studierte Landschaftsmalerei an der Nationalen Akademie der Schönen Künste in Hangzhou (Provinz Zhejiang).  Seine künstlerische Tätigkeit, die ihm rasch Erfolg gebracht hatte, wurde durch die Kulturrevolution für eine lange, leidvolle Zeit unterbrochen. 1979 erfolgte seine Rehabilitation. Auf dieses Ereignis...
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Kleines Haus am Flussufer
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Interview
Gertraud Sommer
Notizen über ein Gespräch mit dem chinesischen Tuschemaler Zeng Mi, geführt am 16. Oktober 2007 in Hangzhou/Zhejiang

Auszüge aus dem Gespräch

Die gewaltige, zum Teil gewaltsame Umgestaltung Chinas hat starken Einfluss auf die chinesische Lebensweise. Wirkt sie sich auch die chinesische Malweise aus?

Jeder muss selbst wissen, was er in seiner Malerei ausdrücken will. Die chinesischen Maler befassen sich nicht mit modernen Entwicklungen. Die chinesische Malerei ist eine Art Philosophie. Allerdings gibt es viele schlecht ausgebildete und unwissende Maler. Andere verfügen über das Wissen, benehmen sich aber wie Sklaven und ahmen die westliche Kunst nach. Avantgarde!

Hat die neue Ökonomie nicht die alten philosophischen Denkmuster zurückgedrängt?

Normalerweise kümmern sich chinesische Maler nicht um die wirtschaftliche Entwicklung. In früheren Zeiten arbeiteten sie unter besten ökonomischen Bedingungen. Ihre Malerei ruht auf der Philosophie und der lebendigen Natur. Daher kümmert sie die ökonomische Entwicklung nicht. Allerdings gibt es eine Menge Maler, denen es schlecht geht. Aber wenn es den chinesischen Malern gut geht und sie sich nicht um Essen und Wohnen sorgen müssen, machen sie sich keine Gedanken über Ökonomie.
Die größte Schwierigkeit besteht darin, dass die Bildung der Leute nicht mit der ökonomischen Entwicklung Schritt hält. Diese Stadt hat sich sehr rasch entwickelt, aber die Bildung und die Moral der Bewohner ist dahinter zurückgeblieben. Um ein Beispiel zu nennen: Eine Gruppe koreanischer Touristen versucht eine Straße zu überqueren, aber niemand hält an. Ihr Führer hält ein Fähnchen hoch und versucht den Verkehr zu stoppen, aber keiner schert sich darum.

Der Wandel, den China durchmacht, wird zum großen Teil durch die ökonomische Entwicklung verursacht. Sie betrachten den Menschen als Teil der Natur: Glauben Sie, dass diese Entwicklung durch die Natur oder durch den Menschen hervorgebracht wird?

Beides. Die Leute wollen ein besseres Leben und die Wirtschaft macht es möglich. Es sind die Wünsche der Menschen, die den Wandel herbeiführen.

Sie sagen, der Kreis sei die Mutter der zehntausend Dinge. Zählt die neue Stadt zu diesen zehntausend Dingen?

Ja.

Das neue Hangzhou ist ein Werk der Natur?

Ja.

Sie leben in der Stadt. Ein wenig Natur finden Sie allenfalls im Umland. Wie kommen Sie damit zurecht?

Ich bin froh darüber, dass Hangzhou eine so reizvolle Umgebung hat.

Reflektiert Ihre Malerei das Stadtleben?

Es beeinflusst sie, aber nur indirekt. Chinesische Künstler sind Kenner der chinesischen Dichtung und Philosophie. Damit leben sie. Nur wer die Tradition völlig begreift, kann sie verändern.
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