Paul Mersmann: Schattenstücke l Kleine Theorien und Schattenstücke (2)

Nur der Zufall ist die Ordnung des Poetischen. In diesem Zusammenhang erkenne ich auch in der Wirkung der deutschen Schuld, die der Schattenforschung so viele Impulse gegeben hat, entweder ein schwächendes Laster oder eine neue karmisch erworbene Aussicht. Nach all den Implosionen der unrein gewordenen Ratio bedeutet den solipsistischen Kaleidoskopen der soeben entdeckte Schatten den Anfang eines besprechbaren Körpers, gleich einer Trommel oder einer Schlange oder sogar der Schleppe eines Reiches, also Gegenständen und Orten, die des freien Denkens dringend bedürfen.

Vom flackernden Lampenlicht der pragmatischen Wahrheit will heute weder die Kunst noch der Geist etwas wissen. Die Gegend in Nähe der wahren Zukunft, vor der wir unser Theater spielen, heißt „Der Ort der immerwährenden Vergeblichkeit ohne Trauer“ und ist auf so billige Weise nicht zu beleuchten. So erhebt sich der neue, fruchtbare Schatten als unfaßlicher Widerspruch. Gespielt wird vor dem dunklen Himmel der Zukunft des Namens Nulla Forma. Das ist die einzige Wahrheit, die nicht zum Dienstboten der Lüge gemacht werden kann. In dieser Gegend ertastet man keine Fakten.