Paul Mersmann: Schattenstücke l Graganzer Puppen (20)

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Dieser kleine Gesang der Einfalt, von einer Schülerin der Griseldis gesungen, die allerdings persönlich viel deutlicher singen und vortragen kann als die anderen Puppen, versetzt Serenissimi in eine nachdenkliche Stimmung. Seine sonst fest verschlossenen Lippen öffnen sich, ein Salatblatt entsteigt seiner Nase, ein Zeichen höchster natürlicher Anteilnahme, und auch seine sonst so trüben Augen erblühen als heiße Blumen in einem Feuertopf – gemeint damit ist die nach innen gebogene Stimme, die ihrer Natur nach wie Feuer leuchtet. Er winkt die Puppe heran, weist auf die leere Sänfte und fragt: »Ginesisch?« Die Puppe nickt und schließt das maschinengefüllte Bäuchlein aus rotem Lack. Das wirkt schamvoller als die Gebärde eines die Flügel raffenden Engels vor den Blicken des heiligen Antonius. Bäcker Serenissimi ist sehr bewegt und deutet auf eine der ihn wie Ordensketten aus endlosen Küsten begleitenden Grotten. In dunkler Gnade verschenkt er die funkelnden Höhlen oft an seine Diener und Knechte. »Da könntest du wohnen, mein Kind«, sagt er milde und die Kralle seines mittleren Fingers zeigt auf die zum Meer hin als Kinderbühne geöffnete Pracht eines winzigen Rosengärtleins.