Grabbeau
Gang grün




Paul Mersmann

G 8
Eine Messe
in Heiligendamm
bestehend aus
acht Blättern
4 - 6


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Paul Mersmann: G 8 - Die Messe in Heiligendamm (4)
Der große Altar der Gnade begegnet dem Tisch der Barmherzigkeit. Mit Recht empfinden sie tiefes Misstrauen, denn zweierlei Güte ist unerträglich. So entwickeln sich unter dem zierlichen Tisch der Barmherzigkeit Schlangen wie in den Zeiten der Fürsten und der Altar der Gnade wird zum Grabstein eines Frühstücksservices für die Stunden barmherziger Freude gnädiger Wohltäter.
Der Tisch der Barmherzigkeit hat Schlangenfüße von großer Pracht, der Altar der Gnade die Unterlippe Gargantuas. Bei ihrer Begegnung in Heiligendamm erzeugten sie die Mildtätigkeit ohne Gnade und die Größe ohne Barmherzigkeit. Diese Verbindung und die Kindschaft der Mildtätigkeit ist nach Ansicht des Kirchenrechts unlösbar. Künftige Päpste werden Bücher darüber schreiben und Mütter ihre Kinder nach dieser Begegnung nennen.
Janusstempel für zweierlei Maß - verliehen von der Geber-Stiftung - nach Geber, dem Alchimisten, der Gold mit Worten gefunden hat (Jabir ibn Hayyan).
Paul Mersmann: G 8 - Die Messe in Heiligendamm (5)
Der Dampf von nur vier der schlicht gestalteten Gipfel vermag bereits den Herrn dieser Welt so sehr zu erfreuen, dass er, was nur sehr selten geschieht, sein schwer fassliches Haupt über dem Dunst ihrer aufsteigenden Hoffnungen schweben lässt, um zu bezeugen, alles sei wohlgetan.
Und siehe: das Ross steht auf einer steinernen Trommel und eine Leiter auf seinem Rücken erlaubt den Vorstehern der Gipfel, auf und nieder zu fahren, wie es der Geist ihrer Gipfelherren befiehlt. Sie singen alsdann "Ja, wir kommen" oder "Nein, wir gehen." So einfach ist dieser Gesang, dass alle Welt ihn versteht und unter seiner göttlichen Einfalt erbebt. Am Gipfel wimmelt es von abgestorbenen Geistern, die für sich das Beste gewollt hatten.
Das Siegel dieses Blattes erlaubte auch Kunstreitern den Sprung auf die ersten Anhöhen des G 8-Gipfels, solange noch Gras wuchs. Höher hinaus gelang nur Füchsen und Wölfen die Besteigungserlaubnis. Hier wimmelte es von opferbereiten Ziegen.
Paul Mersmann: G 8 - Die Messe in Heiligendamm (6)
Ein Hahn mit der Krone von acht Gipfeln hält die Zielscheibe mit dem geometrischen Haupt des Herrn dieser Welt als Netzwerk der bösen Künste gefangen und glaubt, durch die Verblödung der Künste seiner sicher zu sein.
In Begleitung einer alten Sau zeigt der Hahn einen Kunstgriff seiner Gipfelgröße: er glaubt, die Mala Arte habe es fertiggebracht, den Teufel zu überflügeln.
Der Metzgerstempel des Guten Willens. Mit dem von Hieronymus Bosch gestifteten Saustempel war es jederzeit möglich, den Vorhof des Vierten Reiches während des hohen Treffens nicht nur zu besuchen, sondern im Geiste des edlen Tieres auch zu besudeln, denn "Alles darf alles sein."



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