Als er an sich hinabblickte, bemerkte er, dass er inzwischen bei jedem Schritt bis zu den Oberschenkeln im Schnee versank. Trotzdem kam er gut voran. Er hatte längst den Weg, der ums Dorf führte, hinter sich gelassen und war auf den Höhenweg abgebogen. Hinauf auf die Alm. Er hatte Lust, sich den Mund zu füllen, immer wieder neu zu vergewissern, dass er sich nicht getäuscht hatte, dass der Schnee wirklich nach Salz schmeckte. Ihm war, als bade er im Meer. Ihm war warm. Vor einer Weile schon hatte er den Reißverschluss seiner Winterjacke geöffnet, nun zog er sie aus – und warf sie weit von sich. Sanft landete sie im Weiß. Die Ärmel ausgebreitet. Wie früher, dachte er, wenn sie sich als Kinder rücklings in den Schnee fallen ließen, mit den Armen einen Kreis schrieben, vorsichtig wieder aufstanden und dann begutachteten, wessen Engel der schönste sei. Im Wasser hatte er auch gerne auf dem Rücken gelegen und sich treiben lassen. Unter sich Blau, über sich Blau. Manchmal ein paar Wolken, denen er nachsah. Jetzt gab es keine Wolken. Es gab nur Schnee.
Egal wohin er blickte: Alles war weiß. Er konnte den Weg nicht mehr erkennen. Der Schnee hatte die Markierungen längst verweht. Die Flocken waren so dick, dass er sie nun einzeln mit dem Mund auffangen konnte.
Die Stiefel wurden ihm lästig. Die Strümpfe hatten sich mit Wasser vollgesogen, sie machten das Laufen schwer. Er zog Strümpfe und Stiefel aus. Barfuß ging es besser. Viel besser. So konnte er endlich auch den Schnee bei jedem Schritt spüren. Er knirschte nicht. Es ist überhaupt nichts zu hören, dachte er. Es ist still. Und es ist warm. Seltsam. Aber schön.
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