Ich bog in die hundertzweiunddreißigste Straße, als ich sie sah: die unbekannte Sängerin. Sie stand ganz alleine da und wippte mit einem Fuß. Natürlich hatte sie die auffälligsten Klamotten an, aber niemand schien sie zu sehen, ganz, als wäre sie aus Luft gewesen. Über ihren Rock ringelten sich grüne Schlangen und ihr Pullover bestand aus lauter Hasenherzen; er passte ihr aber ganz ausgezeichnet. Das Tollste waren ihre Schuhe, die wie Entenschnäbel aussahen und immer auf und zu gingen, fast so wie ihr Mund. Und daran sah man, dass sie sang. Sie musste ziemlich laut singen, denn man sah, wie sie sich anstrengte, man hörte aber nichts. Vielleicht war ja der Verkehr so laut. Es war auch nicht wichtig, denn man sah sofort, dass sie eine ganz phantastische Sängerin war, eine von denen, deren Fans auf der ganzen Welt ihre CDs und MP3-Lieder sammelten, damit sie, wenn sie einmal alt sein würden, sich vor Rührung auf die Schenkel schlagen oder die Tränentropfen aus den Augenwinkeln wischen könnten, weil sie eine so schöne Sängerin gekannt hatten, die dann vielleicht in einem Altersheim wohnt. Eine schöne Sängerin! Es gibt nichts Schöneres auf der Welt.