GONDEL |
Sie
hatte Hähnchen gegessen, bevor sich alle in die enge Gondel
drängten, deren Fenster sofort beschlugen, obwohl man einen Spalt
offen gelassen hatte, durch den man einen Blick auf die Felsen bekam,
der aber, dank der geringen Höhe des Spalts, etwas
Unbefriedigendes besaß, weswegen sie sich halb unwillig abwandte
und später, bei erneutem Hinsehen, in einer Blickfalle
wähnte. Sie konnte nicht behaupten, daß sie sich angesichts
der Masse der Zudrängenden wohl gefühlt hatte, doch da ihr
die Situation von früher vertraut war, hatte sie nichts auf ein
Gefühl zu geben versucht, das sich ohnehin bald wieder verloren
haben würde, sobald die Enge und die gleitende
Abwärtsbewegung zu Ende gegangen wären. Allerdings schien
ihr, das habe nur für die Zeit vor der Beschleunigung gegolten,
die sie nun, jeder nach seinem Vermögen, durchmachten. Diese Beschleunigung, die sie pfeilgleich und senkrecht in die Tiefe führte, hatte sie weniger überrascht als vielmehr gelöst, so daß sie, bei aller Beklemmung, doch auch ein Gefühl der Freiheit verspürte. Hatte sie bisher, durch das Dazwischentreten immer neuer gleichgültiger Personen, immer neuer Ausweichmanöver den Eindruck gehabt, man enthalte ihr etwas vor, ohne daß sie darin einen Willen oder sogar ein Zweck hätte erkennen können, so genoß sie insgeheim die Verhaltenheit und sogar die brennende Begierde, zu erfahren, was es mit dem, was nun unmittelbar und unausweichlich bevorstand, auf sich haben würde, so daß die Beschleunigung, die sie rigoros von den anderen trennte, sie in Wahrheit hinausschleuderte über den physikalischen Vorgang, der sie ausgelöst hatte und der jene Winzigkeit, die er in der Zeit beanspruchte, dazu benützte, um die Zeit auszulöschen, da jene übergreifende Begierde, die nichts anderes war als das tödliche Erschrecken, sie so vollständig ausfüllte, daß sie nicht nur nichts weiter enthielt, sondern in dieser Enthaltung zersprang wie eine vereisende Kugel. |
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