BILLARD

Die Frau lag quer über den Billardtisch, wie hingeworfen, achtlos baumelte die Bluse an ihrem Handgelenk, über die linke Brust zog sich ein roter Faden, zeichnete ein zittriges C auf den Bauch und umkreiste mehrfach den offenliegenden Nabel. An verschiedenen Stellen zweigten weitere Rinnsale von ihm ab, die nach wenigen Zentimetern versiegten. Den Rock der Frau hatte eine emsige Hand in schmale Streifen zerschnitten und eine Handvoll davon in einen ihrer hochhackigen Schuhe gestopft, der nun auf dem Billardtisch stand, in Reichweite der rechten, schlaff ausgebreiteten Hand, während der andere umgekippt wie ein Weinglas auf dem Fußboden lag. Dem ebenmäßigen Gesicht der Toten fehlten die Augen. In der linken Augenhöhle hatte jemand eine Mikrokamera installiert; ein leises Surren verriet, daß sie registrierte, was vorging.
Drei Männer standen um den Tisch. Sie trugen dunkle Anzüge und schwarzes, glänzendes Schuhwerk. Auf ihren weißen Hemden prangten Krawatten, an denen man sie gut unterscheiden konnte: rote Karos auf weißem Grund, schwarze Streifen auf rotem Grund, gelbe Punkte auf blauem Grund. Sie hielten Billardstöcke in den Händen, als seien sie gerade in ihrem Spiel unterbrochen worden und wüßten noch nicht, was jetzt zu tun sei.
Endlich räusperte sich der Herr mit der karierten Krawatte (nennen wir ihn A), griff sich an den Hals und sprach mit gläserner, von weit herkommender Stimme die Worte: „Schöne Bescherung“. Mit einem vagen Handwedeln pflichtete ihm der Gelbgepunktete (im folgenden B genannt) bei: „Da müssen wir durch.“ „Das wird nicht so einfach sein“, ergänzte C und erbleichte im voraus. „Nein“, sagte A, „vorausgesetzt, wir lassen es zu, daß man uns mit dieser Sache in Verbindung bringt.“ „Das ist bereits geschehen“, murmelte C und rieb seine Nase. „Dann müssen wir dafür sorgen, daß nicht noch ein Unglück geschieht“, meldete sich B erneut. „Aber wie wollen Sie es denn verhindern?“ rief C mit überkippender Stimme. „Ganz einfach“, entschied A, „aber schweigen Sie, schweigen Sie.“



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