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Ulrich Schödlbauer
Das Unbehebbare
Jürgen Wölbing
Das Labyrinth
Ulrich Schödlbauer
Das Unbehebbare
nach Baudelaire

I

Eine Idee, ein Wesen, eine Form,
dem Blau entstürzt und nun gefangen
in einem Styx aus Schlamm, verhangen,
dass nie ein Blick von droben sie erreicht

ein Engel, sich ins Weite schwingend,
der unbedacht, verzückter Tor,
sich an das Formlose verlor,
am Grunde eines Albtraums ringend

gleich einem Schwimmer, angstverwaist
im Kampf mit eines Malstroms Schrecken,
der singend, wie ein Schwarm von Jecken,
und riesenhaft im Dunkeln kreist

des Unglücklichen, festgebannt
lichtlos in einem Raum voll Schlangen,
vergeblich fingerndes Verlangen
nach einem Schalter in der Wand

ein Hoffnungsloser, niedersteigend
in einen Abgrund ohne Halten,
bedrängt von modrigen Gewalten
auf Treppen, in die Tiefe zeigend

wo glitschig-ekle Monster kauern,
aus Phosphoraugen, deren Schein
die Nacht nur schwärzer färbt, allein
sich selbst erhellend, lauern

ein Schiff, am Pol gefangen wie
in einer Falle aus Kristall,
dem Ursprung seiner Häftlingsqual
nachforschend mit erprobter Akribie -

Sinnbilder ohne Trug, bedingt
von einem heillosen Geschick,
dem Denken aufgegebenes Glück
des Teufels, dessen Werk seit je gelingt.

II

Ein finster-helles Tête-à-tête,
in dem das Herz sich selbst bespiegelt,
schwarz-klarer Quell, in dem, entsiegelt,
ein trüber Stern erschimmernd steht.

Irrfeuer, tückisch, infernal,
die Fackel Satans, dessen Gunst
uns Linderung verheißt und wahre Kunst
- La conscience dans le Mal.
Jürgen Wölbing: Das Labyrinth
Jürgen Wölbing: Das Labyrinth. Einblattdruck der Bear Press, Bayreuth
© Grabbeau 2009