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Paul Mersmann
Mützen & Hauben

vier Blätter
nebst einem Beiblatt,
Frau Holle betreffend
Paul Mersmann: Reichs-Pferdemütze

Prunkvolle Reichspferde-Mütze eines Hochstaplers aus dem Umkreis Goethes


Die Weimarer Pferdemiliz war eine höfische Gesellschaft zur Feier der keltischen Göttin Epona, der Rossegöttin, sie vertritt den zur Weisheit gereiften Irrsinn. Der Feminismus dieser Gesellschaft war Goethe zuwider. Hätte sich der Hochstapler bei der Herstellung seiner Pferdemütze nicht eines in der Anna-Amalia-Bibliothek gestohlenen Lüsters bedient, wäre er möglicherweise mit einem Ehrenpreis für den prachtvollsten Reichspferdeschmuck Weimars davon gekommen, so aber, weil von hohem französischem Adel, entkam Herr von Busperone* nach Straßburg.


Brief Goethes an Frau von Stein

Liebste Freundin
Man tagt jetzt wieder in den Pferdestätten und lobt die hysterischen Affekte der ungezogenen Rösser. Das ist nichts für mich und ich gehe derweilen mit Schillern spazieren – später mehr.
Ihr Goethe


Beritten und auf einem Denkmal entfernt sich auf der Weimarer Oberwiesen Goethe von Schiller. Es war ein Symbolritt, wie ihn Wieland später genannt hat.
Hier sieht man: Die Verweltlichung einer von Rössern göttlichen Ursprungs theatralisch benutzten Darstellung einer Mischform aus Mensch und Traum. Cavalleria dei sogni. Der Aberwitz dieses Zustandes erzeugt Tierpsychosen. Man macht sich kein Bild mehr, sondern man ist das Bild. Die Anfälligkeit eine solche Umkehrung zu erleben, ist nur auf den Ebenen musikalischer Zustände möglich, wie die berittene Militärmusik bestätigen kann.

Entwurf unter Mitwirkung der bekannten Salzburger Marmorbüste von Karajans. Sein Pferd »Violine« soll dem Gestüt des Herzogs von Weimar entstammen.**

*Herr von Busperone wurde der Begründer der ersten öffentlichen Pferdebahn mit Haltestationen in ganz Paris: Bus-Perron=Bahnsteig
**Nach U. Schödlbauer hieß das Pferd Herbert von Karajans »Violoncello«.

Paul Mersmann: Reichs-Pferdemütze

Modell der Segelhaube eines voll aufgetakelten Hamburger Bäckerknechtes auf einem Flaggschiff
(um 1880)


Der Versuch, beim Segeln auch den menschlichen Kopf praktisch zu nutzen, hat eine lange Geschichte. Schon die Wikinger kannten das Nick- oder Beugeruder der an Helmen befestigten leichten Riemen. Sie hatten keinen Tiefgang und wurden in Flüssen benutzt. Auch das Kopfsegel war ihnen nicht unbekannt. Siehe auch: Schwebehauben der Engel: »Lichtbringer im Wind«, eine Hoffnungsstudie für deutsche Menschen 1946 des Steinerschülers Anton Willbalder - Brandhoff.


Erläuterungen rechts:
a) Die optische Sturmhöhe am Kap der guten Hoffnung erlaubte keinen Einsatz der Segelhauben wegen des dort herrschenden Sprühregens und der damit verbundenen Sichtbehinderung.
b) Die warme mit 20° Kopfhöhe gemessene Temperatur vor den Kapverdischen Inseln im Januar.
c) Vermessene Sturmhaube einer Lübecker Jolle. Weil stets ohne Fracht »Weheptnix Fregatte« genannt


Typisches Beispiel einer halbmilitärischen Kopfkartusche
Die holzverfugte Spannbreite konnte bei Westwind mehrere Meter betragen und wog auf entsprechenden Holzköpfen oft mehr als 50 englische doppelpound. Auf der englischen Brigg »Bank-ruptey« umrundete man mit 6 solcher aufgetakelten Köpfe 1871 2mal die Kalvater-Inseln, ohne an Fahrt zu verlieren. Ungläubiges Staunen erweckte ein Segelgebilde aus Eisenblech für ein Kriegsschiff.
LUFTÜBERWINDUNG IST GEISTKRAFT-GEWINNUNG
LEITSPRUCH DER FREIDEUTSCHEN KOPFSEGLER
P. Homomaris

»Kopfschuss«: ein heftiger Windstoß gegen die Segelhaube
»Kopfkartusche«: deren aus Mund und Nase geblasene Widerstände


Helmruder Stempel nach einer Normannischen Schiffs Silbermünze


Paul Mersmann: Früher Athenäischer Kopfputz

Früher Athenäischer Kopfputz

aus einem Birnbaum geschnitzt für einen Birnbaum bestimmt (wenn auch nur außerhalb Athens)


Nach dem Früchtekanon des Solon durfte nur die Hälfte eines Fruchtbaums in Athen mit Schnitzwerk zu Ehren der Athene apios verziert werden. Aber auch das nur im Frühjahr. Man fürchtete zweifellos das Auftauchen gewisser atmosphärischer Geister, die einen Helm als Suppentopf verehrten und überall auftauchten, wo Bäume verehrt wurden. Aber die Verlobung mit Dryaden war schon in der THEONOGIE verboten worden. Es heißt dort:

Übles gewinnt wer der häßlichen Schönheit
wilder Geister verfällt. So drohen die Götter
entsendend die Plagen gespenstischer Kinder
den glücklosen Eltern.
Paul Mersmann: Der sprechende Salatkopf

»Der sprechende Salatkopf« der Domina ohne Dank

Die Geliebte Neros


»Sie ging stets barhäuptig, nur von einigen Salatblättern bedeckt, und sprach ihrer Abkunft nach Gallisch mit einer so barbarischen Färbung, dass selbst ihre gallische Leibwache sie nicht verstehen konnte.« Seneca


LA DONNA ROBUSTA
INSALATA VERDE

Paul Mersmann: Frau Holle

Frau Holle, die Klingemann's Nachtwachen von Bonaventura über Roßhaupten im Allgäu verstreute


weil sie zerrissene Waldgebiete jenseits der deutschen Sprache liebte und sie es auf ihre Weise Klingemann nachtuen wollte. Klingemann aber schwieg.



Der von einem einsamen Wanderer bezeugten Verteilung der kostbaren Blätter der Dienemannschen Ausgabe von 1805 geht ein Erbstreit zwischen Frau Holle und ihrer Tante Auguste von Holle voraus, die immer behauptet hat vor der Vergöttlichung ihrer Nichte Isolde mit Klingemann verlobt gewesen zu sein. Dass hingegen auch die alte Frau Holle in Klingemann verliebt war hat Schlegel mehrfach bestätigt. Allein Klingemann hatte sich damals bereits selber heilig gesprochen.



© Grabbeau 2008/10