ANGST (2)

Sei kein Angsthase! Damit ist gemeint: Lauf nicht weg! Die Angst läuft mit, ja, sie läuft dir voraus, sie kennt alle Plätze im voraus, die du aufsuchen wirst, und winkt dir von überallher zu. Gleichzeitig aber ist sie der härteste Antreiber, und wärest du imstande, einen Blick auf deine Fersen zu werfen, so wäre der Schritt, zu dem du gerade ansetzt, dein letzter. Aber du kannst es nicht, es ist dir verwehrt, deshalb läufst du, bis das Rasen deines Herzens die Raserei der Angst überflutet und auslöscht. Dann stehst du leicht verlegen im Wind, wischst dir die Stirn und überlegst, was du mit der angebrochenen Stunde noch anfangen könntest, nachdem du dich ein Weilchen ausgeruht hast, was aber nicht geschieht, weil dich eine neue Welle hinweghebt.
Das, entscheidest du kühl, geht zu weit, wo käme man hin, und so kommt dir der Einfall, die Straßenbahn in die Stadt zu nehmen und den Pizzaverkäufern auf die Finger zu sehen, das macht sich gut. Natürlich wissen sie, daß man sie beobachtet, schon deshalb tragen sie jenen einfältig-einträglichen Ausdruck im Gesicht, den ihre Väter – echte, patentierte Väter – ihnen erfolglos auszutreiben versuchten. Das war, bevor sie in die fremde Stadt zogen, in der sie die Bahnhofsgegend durch eine Form der Gedankenlosigkeit verunsichern, die niemand begreift, schon gar nicht die müßige Freundin, die halboffenen Mundes zu so einem aufblickt, nicht etwa, weil sie Grund hätte, ihn zu bewundern, sondern weil sie lieber sitzt, wenn sie es einrichten kann. Aber Vorsicht! Wer sich mit den Hütern der Teigwaren einläßt, den verspeist die Melancholie.



>>