Le Lever du
Soleil
Inhalt
eines Schreibens
an das Naturtheater von Oklahoma
aus Anlaß des achtzigsten Geburtstages
des Künstlers Paul Mersmann
mitgeteilt durch Thomas Körner
zum
Stück
← Thomas Körner
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Hochgeschätzte
Direktion,
verehrungswürdiger Herr hom. mar. Paul,
hier
lege ich Ihnen das kleine Stück vor, das Sie zu sehen wünschten.
Jetzt
wäre ich natürlich glücklich, wenn Ihnen dieses auch nur soweit
gefiele, daß Sie es aufführten.
Da
ich mir die geschäftlichen Aussichten einer derartigen Aufführung
beiläufig vorstellen kann, bin ich gerne mit den Bedingungen
einverstanden, die Sie mir selbst stellen wollen.
Solche
Bedingungen, die Ihr Risiko möglichst einschränken, werden auch mir die
liebsten sein. In Widerrufung früherer Meldungen zeige ich an, daß der
Epilog nicht fertig geworden ist. Wenn Sie nur diesen Epilog in jedem
Sinn sich in der Sonne strecken und verabschieden lassen, ist es schon
ganz gut.
Es macht nichts, daß Sie viel zu tun haben, und gern auf
dem Lande sind, weil es dort ähnlich wie im Himmel ist (wie Sie mit
Ihrer lieben Frau es jetzt am besten wissen.)
Vielleicht findet sich später ein besserer Aufenthaltsort.
Der Zustand der Welt duldet eigentlich nicht viel Verzögerung.
Mir geht es knapp leidlich.
Jedenfalls bitte ich, sich vorläufig meinetwegen keine Mühe mehr zu
geben.
Jetzt
fällt mir noch ein, daß ich letzthin einmal Sie gesehen habe, aber ganz
flüchtig, unordentlich, wie im Traum, ich weiß nicht genau wo; wir
sahen beide nicht sehr gut aus.
Da im Vertrag der
Aufführungstermin nicht genannt ist – ich lege auch nicht den
geringsten Wert darauf, daß es geschieht – da ich aber natürlich sehr
gerne wüßte, wann Sie das Stück aufzuführen beabsichtigen, bitte ich
Sie so freundlich zu sein, und es mir bei Gelegenheit zu schreiben.
In angenehmer Erwartung Ihrer Nachricht
Ihr herzlich ergebener K.
PS: Vergessen Sie nicht, während der Aufführung das Stück gegen das
Licht zu halten.
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